Eine Geschichte vom Abhauen
Greta ist ungefähr vier und lebt mit ihrer Mutter und deren Freund und Sohn zusammen. So erfährt es die Leserin schon auf der ersten Seite von Greta haut ab. Die Geschichte wird aus der Sicht Gretas und mit ihren Worten erzählt. Und Greta hat keine Lust: Keine Lust auf den Geburtstag zu gehen oder ein hübsches Kleid anzuziehen.
Die Illustrationen, ebenfalls von der Autorin, verleihen der Geschichte eine gute Portion „reeller Realität“, wenn zum Beispiel die Mutter in BH und Hose dem Geburtstagskuchen noch schnell die Sahnehaube aufsetzt oder Jan, der Freund der Mutter, im Hintergrund auf den letzten Drücker eine Jacke bügelt.
Als sie dann doch alle gemeinsam zum Geburtstag gehen, trägt Greta sogar das Kleid. Aber die Feier ist, wie schon vermutet, langweilig, und außer Kuchen gibt es nichts Interessantes. Zuhause angekommen will Gretas Mutter schon wieder etwas von Greta. Sie soll das Fahrrad, mit dem doch Egon vorher gefahren ist, und nicht sie, wieder ordentlich hinstellen.
Gegen diese geballten Ungerechtigkeiten gibt es nur noch ein Mittel: Abhauen und diese ignoranten Erwachsenen zurückzulassen. Ab diesem Moment werden Gretas Haare länger und wilder, so wie das vor ihr liegende Abenteuer.
Sie geht zuerst zu ihrem Freund Armin, der in seinem Kebabimbiss arbeitet. Ihm erzählt sie alles, was ihr auf dem Herzen liegt: von der doofen Feier und davon, dass Egon immer einfach mit ihrem Fahrrad fährt – ohne zu fragen. Wir erfahren, dass Greta eigene Freunde und Interessen hat, reale und imaginäre, und ein vollwertiger Mensch ist, mit eigenen Gedanken und Sorgen.
Gretas Haare werden länger und länger, sie mutieren zu weit abstehenden Sensoren, die zu prickeln beginnen, wenn jemand etwas Blödes sagt.
Um einen Schatz Abenteuer reicher, kehrt Greta zurück nach Hause, wo offenbar keiner ihre Abwesenheit bemerkt hat. Gretas Enttäuschung darüber entlädt sich in einem riesen Wutanfall.
Aber: Erwachsene können sich bei Kindern entschuldigen – und hinterher ist alles wieder gut.
Greta haut ab
Pija Lindenbaum /übersetzt von Kerstin Behnken
Verlag Oetinger, Hamburg
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