Wir über uns

Wir von Kinderbuchempfehlung erklären unsere Auswahlkriterien –  klar und transparent: denn wir wollen mehr über Bücher sagen, als dass wir sie gut oder schlecht finden.

Das erklärte Ziel von Kinderbuchempfehlung ist die Abbildung von Geschlechtergerechtigkeit, was bedeutet: Mädchen und Jungen sind nicht gleich, aber gleich an Rechten und Würde.

Es fing damit an, dass wir immer wieder aufs Neue in Buchhandlungen und online nach weiblichen Hauptfiguren in Kinderbüchern gesucht haben, und feststellen mussten, dass es davon viel zu wenige gibt. Und wir meinen nicht diejenigen stereotypen Bücher, wie rosa-lila gestaltete Prinzessinnen- oder Pferdegeschichten. Auch nicht solche, in denen die Hauptfigur zwar weiblich ist, aber ansonsten eher ohne Eigenschaften, wie beispielsweise Conni. Die Protagonistin braucht auch keine Superkräfte, besonders schlau oder anderweitig eine Überfliegerin zu sein.

Vielmehr sollten die Geschichten auf realistische Weise Mädchen repräsentieren – in ihrer Lebenswirklichkeit, mit ihrem Umfeld, ihren Interessen oder Sorgen – und ihnen auch Mut machen, mehr zu wollen als fleißig und hübsch zu sein. Oder anders gesagt: Schön oder fleißig zu sein ist natürlich ok, aber wenn Medien es schaffen, zu zeigen, dass sie selbstverständlich genauso gut auch abenteuerlustig, selbstbewusst, laut und dreckig sein dürfen, dann sind wir auf einem guten Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit.

Allerdings ist uns der feministische Ansatz zu eng gefasst, denn schnell wurde klar: Wir wollen nicht Mädchen- sondern Kinderbücher auswählen, und zwar solche, die jenseits der tradierten Geschlechterrollen Kinder dazu ermutigen, sie selbst zu sein, und nicht irgendeinem Klischee vom starken, mutigen Jungen oder stillen, süßen Mädchen zu entsprechen.

Denn auch Jungen profitieren von einem geschlechtergerechten Weltbild: Wenn ihnen der Druck genommen wird, immer der beste und stärkste sein zu müssen, lassen sich Aggressionen und Versagensängste vermindern. Durch Rollenvorbilder, die für andere Fürsorge tragen, kann ihr Verantwortungsbewusstsein und die Solidarität (mit Schwächeren) gestärkt werden. Feminismus dient nämlich nicht dazu, Jungen und Männer zu bekriegen, sondern sie zu bereichern.

Leider werden solche Kinderbücher immer noch gerne kategorisiert als „Bücher übers Anderssein“, dabei ist das Gegenteil der Fall: Es sind einfach Geschichten über Kinder, und die entsprechen nun mal zum Glück nicht automatisch den gängigen Geschlechterklischees. Vor allem dann nicht, wenn sie ihnen noch kaum ausgesetzt waren.

Geschlechtergerechte Kinderbücher können einen wichtigen Beitrag zur Sozialisation von Mädchen und Jungen leisten, indem sie deren Sicht auf die Welt und ihre Rolle darin mitprägen.

Lasst uns gemeinsam mitarbeiten am Bild der Welt unserer Kinder – und auch an unserem eigenen.

Christine Kamp, M.A. analysiert, rezensiert und diskutiert – für gleiche Rechte und Chancen für alle.