Tiere unterm Weihnachtsbaum, oder: Wir sind alle Frau Knacks

Dies ist, wie die regelmäßigen Leser*innen ja wissen, ein feministischer Blog, der besonders die weibliche Hauptfigur in den Vordergrund rückt. Momentan ist das aber gar nicht so einfach, denn in der Vorweihnachtszeit wird gern Weihnachtliches gelesen, und da wiederholt sich natürlich das, was für alle Jahreszeiten gilt: vornehmlich männliche Hauptfiguren, diesmal aber noch getoppt von dem omnipräsenten, bärtigen Herrn im rot-weißen Bademantel und seiner Crew.

Deswegen wird es Zeit für tierische Alternativen, die uns zeigen, was wirklich zählt – und das nicht nur zur Weihnachtszeit.

Hier meine drei ausgewählten, zukünftigen Klassiker der tierischen Vorweihnachtszeit:

Mama Muh feiert Weihnachten

Die Kuh Mama Muh ist eine wahre Optimistin – selbst ihr Freund, der ewig grimmige Rabe, kann ihr nicht die Stimmung verderben. Am Weihnachtsabend hat die gütige Kuh sogar eine Überraschung für den selbstmitleidigen Miesepeter: Sie verbindet ihm die Augen und fährt ihn mit ihrem Fahrrad in den Wald, wo sie eine strahlende Überraschung für ihn vorbereitet hat.

Plus: Von Mama Muh kann man einiges über Menschlichkeit (!), Gelassenheit und Mitgefühl lernen.

Minus: Warum heißt sie Mama Muh? Hat sie (ein) Kälbchen? Wo? Oder ist die Anrede „Mama“ mehr wie Universalmutter aller Kühe (und anderen Tiere) gemeint?

 

Ella-Lu die Weihnachtskuh

Kommen wir zur nächsten Kuh: Ella-Lu!

Die Gute hat ein besonderes kreatives Talent: Sie ist die beste Dichterin weit und breit, „allein wegen der Reime, die sie auf Ella-Lu gefunden hatte: Ruh, Muh, Schuh und Weihnachtskuh.“ Weil die ständig inspirierte Kuh beim Plätzchenbacken von ihrer Dichtkunst abgelenkt wird, geht zwar beim Backen etwas schief, aber das Happy End ist Ella Lu-und ihrer Bäuerin Bu sicher: Am Ende sitzen alle im Kuhstall, essen Plätzchen und reimen

Plus: Sympathisch-lyrische Kuh, die auch Vorleser*innen zum Schmunzeln bringt: „Auch wenn ich toll im Dichten bin, sind die Kekse leider hin.“ Und: Wie viele Bauernhof-Bücher mit einer Bäuerin gibt es schon?

Minus: Die Bäuerin bezeichnet ihre kreative Kuh als verrückt und „schüttelt den Kopf“ über sie. Frage: Warum darf diese nette Kuh nicht einfach so sein, wie sie ist?

Frau Knacks auf dem Eis

Weg vom Kuhstall, hin zur Stange: Da sitzt nämlich Frau Knacks, die nicht für ein Leben auf eben dieser gemacht ist. Und das ist wohl auch der Grund, weshalb sie diesen Namen trägt. Denn wenn eine Henne sich zu Weihnachten nicht über ihren Schnabelwärmer freut, weil sie sich stattdessen Schlittschuhe erhofft hatte, dann muss sie sie ja wohl nicht alle haben.

Oder? Im Verlauf der Geschichte wird zum Glück klar, dass auch die anderen Läster-Hühner Herzenswünsche haben und gern mal ein Abenteuer auf dem Eis erleben möchten, jenseits des üblichen Gackerns und Pickens. Sie brauchten dafür aber ein starkes gefiedertes Vorbild, das furchtlos Dinge – wie Schlittschuhlaufen auf Gabeln- ausprobiert, die nie zuvor eine Henne getan hat.

Plus: Diese Henne verwirklicht ihre Wünsche und Träume – entgegen aller Widrigkeiten.

Minus: Der Verrücktheitsstempel, den die anderen Hennen ihr aufdrücken. Er verdeutlicht, wie eng unsere Sicht der Dinge oft ist. Wer nicht ins Schema passt, wird für verrückt erklärt.

 

 

 

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