Wo Pink Pirates draufsteht, sind keine Piratinnen drin

Als dieses Buch mir zuerst begegnete, fand ich es, ohne hineinzuschauen, zwar etwas zu rosa, aber doch eine gute Idee: Warum sollen die Piratinnen nicht ein Schiff mit rosa Segeln haben? Ist doch völlig ok, dafür endlich mal weibliche mutige Hauptfiguren – soweit meine gutgläubige Annahme.
Die Wahrheit ist aber auch: die rosa Segel und der Name Pink Pirates (und die Illustrationen der Piratinnen mit rosa Kussmündern) hätten mich vielleicht vor einer Weile noch Abstand nehmen lassen, aber mir gehen mittlerweile tatsächlich schon die Bücher mit weiblichen Hauptfiguren aus!
Und ich denke bei weiblichen Hauptfiguren eben nicht an die Klassiker wie Die rote Zora, Pipi Langstrumpf oder Anne auf Green Gables – weil ich den historischen Kontext der jeweiligen Zeit (der erste Pipi-Band erschien in Deutschland 1949) nicht mitkaufen und noch nicht thematisieren möchte.
Also daher der Griff zu den pinken Piratinnen. Seufz. Schon im vierten Satz wird sonnenklar: Das sind nicht die Art Piratinnen, die das Rollenverständnis erweitern, denn:
„Schon als sie noch ganz klein waren, haben sie beschlossen, dass sie Piratinnen werden wollen. Aber eben keine gewöhnlichen! Wir nehmen anderen nichts weg, denn das ist gemein, sagte Lila. Genau, wir sind Piratinnen, die anderen helfen!“, rief Lotta begeistert.“

Also wird für die pinken Mädels genau das gestrichen, was Piraten für Kinder so interessant macht: das räuberische, wilde und freie Leben, das Piraten sonst so führen.
Und sie meinen ihre Vorsätze durchaus ernst: Unterwegs auf den Weltmeeren schauen die Pink Pirates im Ausguck, ob jemand ihre Hilfe braucht. Nebenbei backen sie auch noch Spitzentorten, die sogar den größten Bösewichten schmecken.
Als sie ein Schiff entdecken, das rückwärts fährt, bieten sie ihre Hilfe an. An Bord ist ein (natürlich!) Prinz, der die Piratin prompt mit „schöne Piratin“ anspricht. Ich möchte hier nicht alles aufzählen, was schrecklich ist an dieser Geschichte, nur soviel: besagter Prinz wird natürlich am Ende der schönen Piratin einen … richtig, Heiratsantrag machen!


Das Schiff des Prinzen fuhr rückwärts, weil die Mannschaft keinen Bock mehr auf Arbeiten hatte, da der Prinz seinen Geburtstagskuchen allein gegessen hat und nur seiner Katze ein paar Krümel abgegeben hat. Die Mädels aber sind gut im Streit schlichten und umsorgen, deswegen haben sie den Kompromiss: ihre Torte für den Kahle Kai soll unter allen Anwesenden geteilt werden, damit die Mannschaft doch noch zu ihrem Stück vom Kuchen kommt.
Nach kurzem Murren ist sogar Schurke Kai mit dem friedensstiftenden Kompromiss der Pirates einverstanden und die sexy Mütter der Meere haben ihr gutes Werk getan.
So weit, so schlecht.
Eigentlich würden wir bei Kinderbuchempfehlung uns über solch eine fürsorgliche männliche (!) Piratenbande freuen; sie könnte ein tolles Beispiel dafür sein, dass das Piratenleben auch aufregend sein kann, wenn man sich für das Gute einsetzt. Aber bitte nicht mit rosa genannten und gekleideten süßen Piratinnen – denn das ist doch zuviel des Stereotypisierens.


 

Pink Pirates und der Prinzenkuchen

Autorinnen: von Sylvia Englert (Autorin), Gosia Kollek (Illustratorin)

Gebundene Ausgabe: 32 Seiten

Verlag: Ars Edition (5. März 2013)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3760784801

ISBN-13: 978-3760784809

 

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