Der liebe Wolf – gibts den überhaupt?

Vom Wolf, der lieb sein wollte

 

Worum geht es?

In „Vom Wolf, der lieb sein wollte“ findet ein domestizierter Wolf es ziemlich ungerecht, wie er in Geschichten dargestellt wird. Darum schreibt er seine eigene. Er will zeigen, dass Wölfe lieb und nicht böse sind. Doch irgendwie führt seine Geschichte ein Eigenleben – oder ist der Wolf am Ende doch gar nicht so lieb, wie er denkt?

 

Was wir davon halten

Der Wolf lebt ein beschauliches Leben in seinem Haus im Wald. Eines schönen Wintertags macht er es sich bei einer Tasse Kaffee und Keksen gemütlich, um zu lesen. Doch was ist das? All seine Bücher, in denen Wölfe vorkommen, zeichnen ein schreckliches Bild: eines vom Wolf, der nur Böses im Schilde führt, der dauernd anderen Tiere auflauern und sie ängstigen und essen will.

Sogleich setzt er sich an seinen Schreibtisch und beginnt, eine Geschichte über Lieber-Wolf – der Name ist Programm – zu schreiben. Sozusagen eine Gegendarstellung zu all den reißenden, grauseligen Kreaturen, die ihm in der Literatur begegnet sind.

Seine Geschichte spielt ebenfalls an einem kalten Wintertag, einem Tag, genauso wie ihn gerade der schreibende Wolf erlebt.

Sein fiktionales Alter Ego sieht vor der Haustür Fußstapfen und zieht los, um herauszufinden, von wem sie stammen. Er wünscht sich, dieses Wesen vielleicht zum Freund gewinnen zu können.

Doch wen der Lieber-Wolf auch fragt, alle Tiere das Waldes wollen nicht verraten, von wem die Fußstapfen stammen. Sie fürchten Wölfe und trauen auch ihm keine gute Absicht zu.

Sie behandeln Lieber-Wolf einfach wie Böse-Wolf, was dem Lieb-Wolf – und seinem Autor – ganz schön zusetzt: Der findet sich nämlich im Verlauf seiner eigenen Geschichte immer weniger lieb, was sich auch auf seinen Namen auswirkt: Anfangs noch Lieb-Wolf genannt, bezeichnet der Wolf sich,  beziehungsweise ihn, später nur als Herrn Wolf.

Wie gemein von den anderen Tieren, dem (Lieb-)Wolf böses zu unterstellen, oder?

Da trifft er die Ente. Sie schwimmt auf einem Teich, vor dessen Ufer die Fußspuren enden.

Wolf tritt näher heran und ruft nach ihr. Die Ente schwimmt herbei und die beiden unterhalten sich.

Jetzt könnte es was werden mit der Freundschaft.

Da fällt der Wolf schlagartig zurück auf seine – womöglich – Ur-wölfischen Triebe und es drängt sich ihm das Bild der wohlgenährten Ente als saftigem Braten auf … ihm läuft das Wasser im Maul zusammen …

In diesem Moment kommt der Wolf in seiner eigenen Badewanne wieder zu Bewusstsein – zum Glück nur mit der Gummiente im Maul.

Als Wolf kurz darauf zur Tür geht, weil es geklopft hat, findet er die gleichen Fußspuren im Schnee wie die aus seiner Geschichte.

Auch er beschließt, ihnen nachzugehen.

Wie wird es weitergehen? Wird der Wolf wirklich so handeln, wie in seiner Geschichte, weil er einfach nicht anders kann? Oder gibt es ihn doch – den lieben Wolf, der nur auf der Gummiente kaut, sich aber für den Verzicht entscheidet?

Das offene Ende ist mutig im Kinderbuch. Und es ist eine gute Grundlage für eine kleine Diskussion mit den Kindern – wenn sie noch nicht zu müde sind.

 

Vom Wolf, der lieb sein wollte

Mei Matsouka

Gebunden

2. Auflage 2014

ISBN 978-3-8251-7869-7

Verlag Urachhaus

 

 

 

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