das denkt sich Florian, die Hauptfigur in Christine Nöstlingers Bilderbuch Guter Drache, böser Drache.
Florian braucht seine beiden Drachenfreunde für alles Mögliche: um andere Kinder als Freunde zu gewinnen, um sich gegen andere zu wehren und um mit ihnen zu spielen. Jeden Tag besucht er sie im Park, im Gebüsch hinter dem steinernen Denkmal. Dort wohnen sie nämlich.
Und weil er die beiden so braucht und an ihnen hängt, bringt er ihnen selbstverständlich auch jeden Tag, auf dem Weg zu Kindergarten, etwas „zu essen“: Guter Drache benötigt Seife, damit er weiterhin so tolle Seifenblasen machen kann. Böser Drache bekommt jeden Tag von Florian etwas Kohle, um Feuer speien zu können.
So hätte es ewig weitergehen können: morgens den Drachen ihr Futter bringen, nachmittags sind sie beim Spielen dabei. Und am nächsten Tag ginge alles wieder von vorne los…
Hätte seine Mama nicht auf einmal dringend in den Urlaub fahren wollen – natürlich mit Florian. Aber wie kann er wegfahren? Er muss sich doch um seine Drachen kümmern. Die wollen nämlich auf keinen Fall mitkommen, denn in den Koffer passen sie nicht und das Meer ist ihnen sowieso zu gefährlich. Und wie das manchmal so ist, werden sie auch noch beide spontan krank – inklusive roter Punkte.
Wer hat sich nicht schon mal, angesichts einer neuen Situation oder Veränderung, so gefühlt wie die beiden Drachen – oder wie Florian? Wer hat nicht schon einmal vor einem wichtigen Termin ein paar rosa Furunkel im Gesicht bekommen – oder ist sogar wirklich krank geworden?
Urlaub ist ja eigentlich etwas Schönes – zumindest empfinden es die meisten Erwachsenen so. Aber für Kinder kann es eine Herausforderung sein, ihre gewohnte Umgebung zurückzulassen – wenn auch nur für kurze Zeit. Und was ist schon Zeit für ein Kind? Da wird eine Woche schnell zu einer gefühlten Ewigkeit.
Und ohne seine große Unterstützung, seine beiden imaginären großen Geschwister mit Superkräften, kann Florian sich einen Urlaub einfach nicht vorstellen.
Er versucht zwar, mit seiner Mama über die Drachen zu sprechen, aber leider hört sie ihm zuerst nicht zu. Über Dinge zu sprechen – und sie auch noch wichtig zu finden – die nur imaginär sind, ist ja manchmal nicht gerade Erwachsenensache. Erst, als es so richtig eskaliert und Florian eine Nacht im Park übernachtet, versteht seine Mutter die Situation.
Ihr Kompromiss: unsichtbare Drachen-Schwimmflügel aus dem Internet – denn da „gibt es alles“ – und los gehts.
„Man muss sich halt etwas trauen“ und mutig sein – dann wird es schön.
Trotzdem würde ich sagen, dass es in dieser Geschichte um mehr geht als darum, eine Geschichte über das Mutigsein zu erzählen. Es geht auch um die Verständigung zwischen Kindern und Eltern, wie wichtig es ist, Gespräche zuzulassen – auch über scheinbar Nebensächliches oder Unwichtiges. Denn es könnten zwei fette Drachen zum Vorschein kommen.
Und: Fantasie hat wirklich fast noch niemandem geschadet – auch Erwachsenen nicht.